Lang-Lkw und Hightech
Wie kommen Waren zu den Kunden? Beim bundesweiten Tag der Logistik hatten Interessenten die Möglichkeit hinter die Kulissen der Krautheimer Spedition Rüdinger zu schauen. Rund 50 Gäste, darunter Kunden, Berufsschulvertreter und Lehrer, Schüler bis hin zur Bundestagsabgeordneten Margarete Horb nutzen die Gelegenheit.
In einer dreistündigen Tour de Force führt Firmenchef Roland Rüdinger in die Geheimnisse der Logistik ein, beantwortete Fragen zu selbstfahrenden Lkw, warenausliefernden Drohnen und mehr. Einiges davon ist noch Zukunftsmusik. Ganz real ist hingegen Rüdingers Testversuch mit seinem Lang-Lkw. In Baden-Württemberg habe man sich lange aus ideologischen Gründen gegen den Lang-Lkw gestellt und erst spät ein sogenanntes Positivnetz für die Fahrzeuge ausgewiesen, so Rüdinger: „Dabei bringen sie mit bis zu 40 Tonnen nicht mehr Gewicht auf die Waage als herkömmliche Lkw.“ Bei gleicher Höhe und Breite wie herkömmliche Fahrzeuge seien sie aber aufgrund ihrer 25 Meter Länge mit sieben anstatt fünf Achsen ausgestattet. Dies sei für die Straßen weit schonender, Lang-Lkw insgesamt ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll. „Bei 50 Prozent mehr Volumen verbrauchen sie nur 20 Prozent mehr Sprit“, rechnet er vor. Noch kann Rüdinger seinen Lang-Lkw nicht direkt von Krautheim starten lassen. Stattdessen koppelt er Zugmaschine und Anhänger erst auf einem Autobahnparkplatz bei Boxberg zusammen, bevor das Fahrzeug in voller Länge auf die Autobahn geht. „Die Strecke Krautheim-Boxberg soll aber ebenfalls ins Positivnetz aufgenommen werden. In den kommenden Tagen rechne ich mit der Freigabe“, zeigt sich Rüdinger zuversichtlich.
Anschließend zeigt er, wie viel moderne Technik in der Logistik steckt. Dank satelliten- und softwaregestützer Flottenüberwachung weiß Rüdinger jederzeit, wo in Deutschland und Europa jedes seiner über 140 Fahrzeuge gerade unterwegs ist. Mit Videokameras in seiner Umschlaghalle und einem automatischen Wiege- und Messesystem für Güter hat er die Fracht auch vor Ort fest im Griff. Begeistert sind manche Besucher von der Anlage, die Luftdruck, Reifenprofil und Achslast der Fahrzeuge bei der Einfahrt aufs Werksgelände automatisch prüft. „Dadurch haben wir deutlich weniger Reifenpannen und mehr Sicherheit auf den Straßen“, so der Unternehmer, der sich mit dieser Innovation als Vorreiter seiner Branche sieht.
Nach dem Rundgang übers Werkgelände geht es zurück in den hauseigenen Seminarraum. Dort werden weitere Fragen gestellt. So zum Beispiel, ob bei aller Planung nicht Staus regelmäßig einen Strich durch die Rechnung machen. Rüdingers Antwort: „Staus sind nur zu rund 20 Prozent für Verzögerungen verantwortlich. Die entstehen hauptsächlich beim Be- und Entladen bei den Kunden.“ Umso wichtiger sei es, dass er die Ankunft der Waren elektronisch mitteile. Der Blick hinter die Kulissen kommt nicht nur bei Rüdingers Kunden gut an. Schüler erkundigen sich zum Abschluss nach Praktika. Möglich? „Gerne“, so Rüdingers Assistentin Sandra Platzgummer. Mission erfüllt.