Wie Humanitäre Logistik Menschenleben rettet
Planspiele und Fachvorträge am Tag der Logistik 2014 in Münster
Münster (10. April 2014): Logistik bewegt - und das tat sie ganz besonders am 10. April 2014, dem siebten internationalen "Tag der Logistik ", einer Initiative der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Deutschland. Insgesamt gewährten an diesem Tag mehr als 650 Unternehmen und Bildungseinrichtungen in weltweit 18 Ländern rund 37.500 Besuchern kostenfrei Einblicke in die Welt der Logistik. Knapp 200 von ihnen nahmen an der Veranstaltung "Wenn jede Minute zählt - die Schlüsselrolle der Logistik in der humanitären Hilfe" im Rathausfestsaal in Münster teil. Im und um das Rathaus konnten die Besucher am Tag der Logistik im Rahmen von zwei Planspielen, Fachvorträgen und einer abschließenden Podiumsdiskussion erfahren, wie wichtig die Rolle der Logistik in der humanitären Hilfe ist. Mehrere Partner waren für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich, darunter auch Prof. Dr. Franz Vallée, Sprecher der Regionalgruppe Münster/Osnabrück der BVL und Leiter des Master-Studiengangs Logistik an der Fachhochschule Münster.
Im ersten Planspiel mit dem Namen "Disaster Response Model" unter der Leitung von Prof. Dr. Joachim Gardemann lernten die Teilnehmer, welche Herausforderungen beim Aufbau eines Flüchtlingscamps in einer Krisenregion zu bewältigen sind. Mit Hilfe eines liebevoll gestalteten Miniaturmodells und spannenden Erzählungen demonstrierte der Leiter des Kompetenzzentrums Humanitäre Hilfe der Fachhochschule Münster die Gefahrenpotenziale und praktische Lösungsansätze beim Aufbau eines Krankenhauses in einer Flüchtlingsregion in Kenia. "Ask local people!" erklärte Gardemann mehrmals, denn in erster Linie sei es wichtig, die lokalen Gesetze zu beachten und die Bevölkerung einzubeziehen. Denn nur so könne ein Konflikt vermieden und den Flüchtlingen schnell geholfen werden.
Das zweite Planspiel "Disaster In My Backyard" wurde von Prof. Dr. Bernd Hellingrath von der Westfälischen Wilhelms-Universität geleitet und simulierte ein Katastrophen-Szenario im vertrauten Umfeld des Münsteraner Rathauses. Ausgestattet mit Funkgeräten und gelben Warnwesten machten sich die Teilnehmer nach einer kurzen Einweisung in drei Teams auf dem Weg, um Erste Hilfe bei einem fiktiven Flugzeugabsturz in Münsters Innenstadt zu leisten. Hier mussten verschiedene (bereits vorab präparierte) Stationen aufgesucht und verletze Personen geborgen oder Erste-Hilfe-Utensilien organisiert werden. Neben Schnelligkeit, Stressresistenz und Koordinationstalent war hier auch die Zusammenarbeit im Team gefragt, ohne welche die gesamte Logistik des Rettungseinsatzes nicht funktioniert hätte.
Nach den praktischen Übungen am Vormittag folgten nach einer kurzen Mittagspause am Nachmittag Fachvorträge zum Thema Humanitäre Logistik. Fast bis auf den letzten Platz gefüllt war der Rathausfestsaal, als Hellingrath seinen Vortrag begann - "die humanitäre Logistik rettet Menschenleben und lindert Leid." Zentrale Aufgaben seien Lageeinschätzung, Beschaffung, Lagerung und Verteilung. Angesichts zerstörter Straßen sei bei der Verteilung Improvisationstalent gefragt. Neben Hellingrath waren Vertreter der DRK-Auslandshilfe, des DRK-Generalsekretariats Berlin und von humedica e.V. als Referenten geladen. Die Veranstaltung endete mit einem Podiumsgespräch zum Thema Humanitäre Logistik und bei vielen Teilnehmern mit beklemmenden Gefühlen. Die Gedanken waren nach einem so informativen und spannenden Tag nicht nur bei den bewundernswerten Menschen, die täglich weltweit humanitäre Hilfe leisten, sondern vor allem auch bei den unzähligen Flüchtlingen, für die das in den Planspielen Simulierte leider bitterer Alltag ist. Umso bewusster ist es jedoch vielen Besuchern geworden, wie wichtig humanitäre Hilfe und in diesem Kontext die Rolle der Logistik ist.